35 km
2700 hm
zug + bus (1,75h)
kletterstellen (A/B)
Diese Perle der Überschreitungen führt uns einmal quer über die Rax-Schneeberg-Gruppe. Während sich die Kilometer in Grenzen halten, lockt dieser Trail mit technisch anspruchsvollen Abschnitten und ordentlich Höhenmetern.
Mein absolutes Steckenpferd der letzten Jahre waren sämtliche Formen von Berg- und Gebirgsüberquerungen, sowie technischen Link-Ups. Während sich mein Blick zuerst auf den Schneeberg richtete (Überschreitungen, Drei-/Vierfachbesteigungen oder Umrundungen), rückte mit meiner Auszeit am Karl-Ludwig-Haus die Rax immer mehr in den Fokus. Auch hier konnte ich während meiner Arbeitstätigkeit und später auch in meiner Freizeit immer mehr bekannte und unbekannte Steige ersteigen und erlaufen und zu einer unendlichen Vielzahl an Routen kombinieren. Alleine in den Südwestwänden der Raxenmäuern könnte man wohl eine Lebzeit verbringen, ohne jeden Aufstieg in jeder Variation begangen zu haben. Genauso kann auch die untenstehende Tour abgeändert werden und so immer und immer wieder begangen/gelaufen werden, ohne dass einem dabei langweilig wird. Ich persönlich hatte Lust auf leichte Kraxelei und entschied mich daher für Reißtalersteig, Wachthüttelkamm und Weichtalklamm. Die Schwierigkeit und Länge kann dabei mühelos erhöht (zB Start in Altenberg über’s Gamseck oder die Wildfährte), oder auch verringert werden (zB Aufstieg über den Schlangenweg (Rax) und den Ferdinand-Mayr-Weg (Schneeberg) und Abstieg am Fadenweg nach Losenheim).
Wir starten diese Tour -wie so oft- am Preiner Gscheid auf gut eintausend Metern Seehöhe. Der Sattel liegt direkt an der Grenze zwischen Niederösterreich und der Steiermark und ist im Vergleich zum restlichen Gebiet der “Wiener” Hausberge recht gut erreichbar, und man muss nicht ganz unten im Tal starten. Ein Blick auf die Tourenplanung verzeiht diesen scheinbaren vertikalen Frühstart aber ohne weiteres, immerhin gilt es heute beinahe dreitausend Höhenmeter zu überwinden.
Vom Parkplatz weg folgen wir links weg dem Reißtalersteig. Der gelb markierte Wandersteig bahnt sich seinen Weg zuerst durch den dichten Bergwald hoch zur namensgebenden/namensnehmenden, jedoch unbewirtschafteten, Reißt(h)alerhütte (1450m). Hinter der Hütte fann durch lichtere Vegetation den Berg traversierend und später durch Latschen- und Geröllfelder hoch zum Einstieg des eigentlichen Steigs am unteren Ende der Raxenmäuern.
Über einen großen Felsblock helfen zwei Trittklammern, dann führt die Stahlseilversicherung hoch zu zwei leicht exponierten Leitern. Insbesondere der Umstieg von Leiter 1 auf Leiter 2 erfordert dabei ein Mindestmaß an Schwindelfreiheit und Trittsicherheit (Schwierigkeit A/B), sollte aber dem Zielpublikum dieser Tour keine Probleme bereiten. Der Ausstieg der Kletterpassage befindet sich direkt hinter der zweiten leiter. Darauf folgt steindurchsetztes Gehgelände. Am Gedenkkreuz nach links und über den langgezogenen Bergrücken hoch zum Kriegsdenkmal auf der Heukuppe, dem zweithöchsten Punkt unseres heutigen Ausflugs.
Nach einer kurzen Pause wieder hinunter auf dem eben genannten Rücken, auf einem kleinen Sattel links hinunter zum schon von weitem sichtbaren Karl-Ludwig-Haus. Durch die Hütte(n) hindurch und links hinunter zum kleinen Törl zwischen Hütte und Predigtstuhl. Hier entweder oben drüber über den Trinksteinboden mit einem knackigen Anstieg und einigen Extrahöhenmetern, oder links herum Richtung Habsburghaus und dann von hinten auf den Trinksteinsattel.
An der Bergrettungshütte vorbei und hinunter durch Latschenwerk zur Neuen Seehütte. Hier bietet sich eine kurze Einkehr an. Dann weiter auf dem Seeweg hinüber Richtung Seilbahn, immer den Toursitenmassen entgegen. Auf dem ausgebauten Schotterweg lassen sich aber auch erstmals richtig Meter machen. Wir passieren den ehemaligen Standort der alten Seehütte und gelangen wenig später zum Ottohaus.
An diesem nach links und dann nicht auf der Forststraße weiter Richtung Seilbahn sondern am “Praterstern” dem mittleren Weg in den Wald hinein folgen. Hier besser noch einmal checken, ob man den richtigen Weg erwischt hat, der Weg weiter links führt duch den Schneegraben zur Höllentalaussicht und endet dort in zwei Klettersteigen.
Wir folgen dem Weg Richtung Wachthüttelkamm, einem mit unzähligen Leitern und ein paar Stahlseilen gespickten Anstieg aus dem Höllental (A). Nie schwierig, aber teils extrem abschüssig bis ausgesetzt verlangt der flotte Abstieg neben einem frischen Geist in jedem Fall auch noch frische Wadeln. Ein Stolperer wäre hier -egal aus welchem Grunde- nämlich absolut fatal. Zuerst über Wiesen und Wurzelwerk, immer den imposanten Einschnitt des Großen Höllentals mit seinen vielen Klettersteigen und -routen zur Linken. Ab dem Hocheck wird es spürbar steiler, die ersten Leitern helfen über Steilstufen und der tiefe Ausblick lässt erstmal erahnen, wo die Reise hingeht. Das Gelände stellt sich noch einmal weiter auf, teilweise scheinen die Stufenstiegen im Nichts zu enden, der Weg sucht sich aber im letzten Moment immer einen verhältnismäßig eleganten Weg die nächste Felswand oder Steilstufe zu umgehen. Kurz vor Ende darf man auch noch etwas am Stahlseil anpacken. Ein kurzes Bergabstück, sowie zwei kurze, aber leicht ausgesetzte Querungen, verlangen eine Fortbewegung unter Zuhilfenahme aller vier Extremitäten. Dann stehen wir auf einmal recht unvermittelt auf der (vielbefahrenen) Höllentalbundesstraße. Auf dieser hundert Meter weiter bis zur Brücke, die über die Schwarza hinüberführt zum absoluten Tiefpunkt unserer Tour, dem charmanten und kulinarisch definitiv zu empfehlenden Weichtalhaus (550m).
Gestärkt geht es direkt hinein in die Weichtalklamm. Der Enge Einschnitt in der Landschaft, mit seinen vielen herausgewaschenen Steilstufen, wird durch eine Vielzahl an Klammern, Ketten und Leitern entschärft. Mitgebrachte Hilfsmittel sind dafür grundsätzlich keine nötig, aber einen Helm kann ich jeder und jedem nur wärmstens empfehlen (auch wenn man sich damit -trotz Hinweisschildern- meist alleine durch die Schlucht bewegt). Gehgelände wechselt sich mit kurzen Kletterstellen ab, am oberen Ende der Klamm wartet noch eine Zehn-Meter-Leiter, als Highlight der Tour und wohl auch emotionale Schlüsselstelle. Vorsicht ist geboten bei Schnee(resten) und Nässe, nach starken Regenfällen ist die Klamm ohnehin tabu. Nach dem Ausstieg vereinigt sich der Weg mit dem leichteren Ferdinand-Mayr-Weg, der ebenfalls vom Weichtalhaus hier hoch führt und bei schlechter Witterung eine alternative Aufstiegsmöglichkeit bietet. Der Wanderweg bahnt sich dann durch lichten Laubwald über einen sanften Bergrücken hoch zur nur wochenends bewirtschafteten Kientalerhütte (1380m).
An der Hütte vorbei schreiten wir in steilen Serpentinen hoch zum Witzanikreuz. Dort zweigen wir nach rechts ab und arbeiten uns hoch zum höchsten Punkt dieser Tour. Der Aufstieg zum 2076 Meter hohen Klosterwappen ist unschwierig, zieht sich aber gegen Ende extrem hin, da der Gipfelaufbau schon von Weitem im Blickfeld stehen, der Pfad aber auf dem letzten Kilometer immer steiler wird und die schon viel bewegten Haxen immer müder. Am Ende der Strapazen begrüßt einen eine grottenhäßliche Sendeanlage gepaart mit einem herrlichen Rundumpanorama auf die umliegende Berg- und Talwelt.
Von jetzt an geht es nur noch nach unten. Am hinteren Ende der Sendeanlage folgen wir dem stangenbewehrten Pfad hinunter auf den Plateauboden. Auf der touristischen “Schneebergautobahn” vorbei am Dammböckhaus und hinüber zum Bergbahnhof der Zahnradbahn. Wir nehmen den unscheinbaren Weg rechts des Elisabethkirchleins und überqueren die eingetunnelten Bahnschienen gleich zweimal. Über einen schmalen, wurzelüberzogenen Weg gelangen wir hinunter zur Abzweigung des Nördlichen Grafensteigs. Wir überqueren erneut die Bahn und gelangen nach rund hundert Metern an der Haltestelle Baumgartner. Weiter immer am Zahnradbahnweg ins Tal. Die verbliebenen Kilometer laden zur gepflogenen Schussfahrt ein, landschaftlich und terrainmäßig tut sich hier nicht mehr viel. Ein letztes Highlight ist noch der Gastgarten der mittlerweile aufgrund der forteschrittenen Uhrzeit sicher bereits geschloßenen Hengsthütte. Noch ein gutes Stück entlang der Bahnstrecke, dann mündet die Schotterstraße im Ortsgebiet von Puchberg. Von Muthenhof der Straße entlang und dann nach rechts zurück zu den Gleisen und über den Fußgängerweg zum Bahnhof Puchberg.