12 km
1150 hm
auto (3h)
leicht
Eine ruhige, aber durchaus lohnenswerte Alternative zum Trubel rund um Offensee, Rinnerhütte und Wildensee.
Eine unscheinbare Abzweigung führt vom Kraftwerk Offensee 1 über eine Schotterpiste zum Parkplatz Schwarzenbach. Von dort aus folgen wir nach einer Brücke der mittleren der drei Forststraßen links hinauf. Nach wenigen hundert Meter zweigt der Wanderweg nach rechts in den Wald ab. Die Straße würde geradeaus ebenso zum Mittereckstüberl führen, von Herbst bis Frühjahr ist sie aber wegen der Wildruhe gesperrt, der Weg durch das Waldstück ist aber ohnehin viel schöner. Dieser führt zuerst am Bach entlang, dann in wilden Serpentinen den Waldhang hoch. Nach den ersten paar hundert schweißtreibenden Höhenmetern flacht der Weg wieder merklich ab und wir queren dann stellenweise sogar leicht bergab hinüber zu einer weiteren Forststraße. Auf dieser gelangen wir in wenigen Minuten zum besagten, im Sommer oft gut besuchten, Mittereckstüberl (752m).
An der Jausenstation vorbei folgen wir weiter der Schotterstraße, welche sich entlang der natürlichen Geländeform weiter nach hinten zum Talschluß schlängelt. Dort angekommen zweigt schon merklich steiler nach rechts der Aufstiegsweg zum Hochkogelhaus ab. Zuerst steigen wir noch über Stock und Stein, später im zunehmend freieren Gelände windet sich der Weg auf beiden Seiten eines Grabens nach oben und umrundet dabei das heutige Ausflugsziel von links herum. Die markante Felswand des Hochkogels haben wir dabei immer im Blick und wir können dadurch auch recht gut abschätzen, wie viele Höhenmeter uns noch zum Gipfelglück fehlen. Die besondere Orographie bedeutet aber auch einen Nachteil, der heute auch wieder besonders deutlich zu Tage tritt. In den schattigen Abschnitten des Geländeinschnitts hält sich der Schnee oft bis in den Frühsommer und der abgespeckte Fels ist auch bei Feuchtigkeit etwas unangenehm zu gehen. Einige ansonsten völlig unschwierige Stellen sind deshalb auch mit Trittklammern versehen.
Auf gut 1000 Metern Seehöhe treffen wir auf der heutigen Tour auch auf das erste ausgedehnte Altschneefeld und es soll trotz des herrlichen Wetters und der sommerlichen Temperaturen definitiv nicht das letzte bleiben. Der über die Monate immer wieder komprimierte und zusammengeschmolzene Schnee macht den Aufstieg dabei umso unangenehmer. Die Gefahr eines gröberen Absturzes ist im gesamten Aufstieg zum Hochkogel zwar aber auch eine 50m Rutschpartie auf hartem und steindurchsetztem Altschnee sollte man unbedingt vermeiden. Vor allem für unerfahrenere Berggeher empfiehlt sich deshalb im Frühjahr (wie ohnehin bei jeder Tour mit potentieller Schneeberührung) festes Schuhwek und die Mitnahme von Grödeln.
Weiter oben zeichnet sich ein ganz anderes Bild, der Schnee wird mit der Sonne tiefer und das Stufenschlagen deutlich einfacher. Die Wegfindung über den teils noch meterhohen Schnee ist dabei jedoch etwas abenteuerlich. Denn während man sich im Sommer in der Eibengrube an den riesigen Findlingen vorbeischlängelt, müssen wir diese im Winter teils etwas mühsam überklettern. Dabei gilt es insbesondere genau auf die Schneeränder zu achten, denn die “Einbruchs”gefahr ist dort am größten und so lässt sich bei aufmerksamer Schrittsetzung das eine oder Rendezvous zwischen Knöchel und Fels vermeiden.
Von der Eibengrube steigen wir rechts zu einer kleinen Felswand hoch, bevor wir den den letzten Aufschwung zum Hochkogelhaus in Angriff nimmt. Die Stelle entlang der Felswand ist im Sommer mit einem Stahlseil versichert, jedoch oft noch lange ins Jahr hinein durch Schnee verlegt, weshalb hier im Frühjahr etwas mehr Konzentration erforderlich ist. Danach hangelt sich der Weg nur noch zwischen Latschen steil nach oben um dann über eine Wiesenfläche zur Hütte hinüberzuqueren. Auch diese Hänge präsentieren sich heute noch tief winterlich und so ist auch hier noch einmal etwas Zehenspitzengefühl gefragt. Nach (je nach Bedingungen mal mehr, mal weniger fordernden) 1100 Höhenmetern stehen wir dann aber doch auf der Terasse des urigen Hochkogelhauses (1558m). Von der Hütte sind es dann nur noch wenige Meter zum etwas unscheinbaren Gipfelkreuz des Ebenseer Hochkogels (1591m), dessen steil abfallende Nordseite jedoch grandios-schwindelerregende Tiefblicke auf den Aufstiegsweg eröffnet. Auf ebenselbigem geht es dann auch ohne Umschweife wieder zurück zum Parkplatz. Wer besonders motiviert ist kann noch den von der Hütte in gut 1-2h erreichbaren Schönberg/Wildenkogel (2093m) mitnehmen, oder sich am Hochkogel-Klettersteig (C/D) austoben.
Beides würde allerdings bei der aktuellen Schneesituation nur mäßig Spaß machen und auch eine Einkehr ist heute keine Option (das Hochkogelhaus öffnet erst Ende Mai wieder seine Pforten), weshalb wir uns ohne große Umschweife wieder auf den -zugegeben etwas mühseligen- Abstieg zurück zum Parkplatz mache.