Katzenstein über Laudachsee (A)
17. April 2022
13 km
800 hm
auto (3h)
vers. stellen (a)
Aussichtsreiche Sonntagswanderung zur zu Unrecht etwas belächelten kleinen Schwester des Traunsteins.
Wir starten an diesem nachmittäglichen Ostersonntag vom neuen Parkplatz beim Franzl im Holz. Sechs Euro sind hierfür zu entrichten. Gegenüber, sowie ein Stück weiter die Straße hinunter, würde es sich gratis parken, um die Uhrzeit jedoch ein vermutlich ohnehin vergebliches Unterfangen, weshalb wir gerne diesen kleinen Obulus entrichten. Eine Bushaltestelle gäbe es hier zwar auch, einen Bus habe ich aber tatsächlich dort oben noch nie gesehen. Auch eine Internetrecherche ergab keine aufrechte Öffi-Verbindung, weshalb wir leider wieder einmal auf den eigenen fahrbaren Untersatz angewiesen waren.
Am Silberfuchs vorbei folgen wir der Straße nach oben, die sich weiter oben in einer Forststraße verliert. Nach dem Schranken, der auch heute wieder einmal zwei Spezialisten am Steuer zum Rückzug gezwungen hatte, nach links und dann immer der Schotterstraße mittelsteil durch den Wald hinauf. An der Zusammenkunft mit der Wanderautobahn von der Grünberseilbahn herüber, wiederum nach links und mäßig steil hinüber zum Laudachsee (910m). Auf diesem Abschnitt ändert sich auch deutlich das Publikum und wer Ruhe und Einsamkeit suchen sollte, ist hier definitiv an der falschen Stelle. Der Anblick des malerischen Bergsees mitsamt der mächtigen Nordabstürze des Katzensteins entschädigt aber für (beinahe) jeden Touristenauflauf.
Die heute wieder völlig überfüllten Tischreihen der Ramsaueralm lassen wir rasch hinter uns und begeben uns ans andere Ende des Sees. Dort folgen wir der Beschilderung steil nach oben auf den Gassnersteig. Der Steig ist grundsätzlich bei Trockenheit, trotz der großartigen Tiefblicke, relativ unspektakulär. Er ist quasi durchgehend mit Stahlseilen versichert und ein paar Klammern und eine kleine Stiege helfen über die einzigen wirklichen Schwierigkeiten hinweg, hoch zur Scharte zwischen Traunstein-Ostgrat und Katzenstein. Trittsicherheit und ein bisschen Schwindelfreiheit sind hier dennoch unerlässlich. Die heute vorherrschenden feuchten Bedingungen und ein Baby-Schneefeld stellen im Aufstieg mit etwas Konzentration aber auch keine allzu großen Hindernisse dar (im Abstieg wären Stecken oder Grödeln dann aber doch ganz praktisch gewesen). Eine viel größere Gefahr ist in diesem Teil der Steinschlag, denn der Steig quert oberhalb des Wegverlaufs wieder nach links hinüber und so befindet sich der untere Abschnitt in direkter Falllinie. Auch heute verpasst ein, vermutlich von den offenkundig bergunerfahrenen Vorausgehern losgetretener, Stein nur knapp den Kopf eines jungen Wanderers ein paar Meter unter uns. Da der Gassnersteig (insbesondere im Sommer) eben auch von unzähligen Anfängern, Nichtkundigen und ortsfremden Touristen begangen wird, lohnt sich definitiv immer ein Blick nach oben, denn die richtige Steinschlag-Etikette aus Vorsicht bei der Trittauswahl, Abstandhalten und ordentlichem Warnschrei hat sich definitiv noch nicht überall herumgesprochen.
Auf der Hohen Scharte (1105m) orientieren wir uns an der nicht sehr subtilen Hinweistafel (im titelgeilen Österreich natürlich mit Medizinalrat-Titel versehen) nach links. In teils durchaus wildem auf- und ab queren wir auf der Rückseite der steilen Bergkette weiter nach rechts. Der Weg macht dabei oft einen traurigen Eindruck, der schotterig/erdige Untergrund wird leider immer wieder von den Elementen (und den Wandersleuten) weggefegt und so ergibt sich stellenweise eine etwas mühsame Kraxelei. An den wichtigsten Stellen ist der Weg aber gut mit Stahlseilen und einigen Klampfen versichert, so etwa an einem steilen Felsabschnitt, direkt vorm Katzensteinfenster, oder dann bei einer kurzen Abkletterstelle vor der Gamsluckn Felsformation.
Danach sind die Schwierigkeiten aber endgültig vorbei und nach ein paar letzten Kurven haben wir das Gipfelkreuz des Katzensteins (1349m) erreicht. Das Panorama kann sich hier durchaus sehen lassen. Gegen Norden hin fällt der Fels ohne Umwege in den Laudachsee ab und so schaut man quasi direkt in den Gastgarten der Ramsaueralm. Im Westen streift der Blick über Traunstein und -see, südöstlich bauen sich in der Ferne die imposanten und immer noch schneebedeckten Gipfel des Toten Gebirges auf. Im Abstieg folgen wir dem Aufstiegsweg, bei den leichten “Kletter”stellen ist vor allem bei Feuchtigkeit aber etwas Vorsicht geboten, die freiliegenden Wurzeln und abgespeckten Steine können dann etwas unangnehm sein. Zurück beim Laudachsee bietet sich eine kleine Jausenpause an, da die Hütte in unserem Fall jedoch leider schon geschlossen ist, machen wir uns direkt auf den Weg zurück zum Parkplatz.