11 km
1300 hm
auto (4,5h)
exponiert
Über die wohl steilste Betonstiege der Welt in die karge, aber gleichzeitig traumhaft schöne Bergwelt des Steinernen Meeres.
Gleich vorweg, eine Wanderung zum Riemannhaus und in Folge auf das nahe Breithorn ist zwar sicher nicht die technisch anspruchsvollste Bergtour. Der Ramseider Steig hoch zur Hütte ist durchwegs (noch) gut befestigt und komplett mit Stahlseilen versichert. Dennoch sollte man auch nicht den Fehler begehen, den Aufstieg auf die leichte Schulter zu nehmen, wie es unerfreulicherweise der eine oder andere Wanderführer/-Blog tut (kindertauglich, et cetera). Allein der Weg zur Hütte geizt nämlich definitiv nicht mit Höhenmetern, man ist durchwegs extrem exponiert, was Sonne und Witterung betrifft und die Kumpel Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sollte man jedenfalls mit im Gefolge haben, geht es doch am stellenweise schon sehr schmalen Steig durchwegs senkrecht nach unten. Auch die weiteren Gipfelziele in der Umgebung verlangen ein mindestmaß an alpiner Erfahrung und die Hände verweilen dabei auch schon einmal das eine oder andere Mal etwas länger am Fels.
Aber genug davon. Wir starten am gut ausgeschilderten, und genauso gut gefüllten Parkplatz des Riemannhauses. Wir sind eigentlich früh genug vor Ort und trotzdem ergattern wir gerade noch die letzte freie Lücke. Das liegt wohl auch daran, dass die meisten BerggeherInnen auf dem Riemannhaus nächtigen und dann am zweiten Tag die äußerst angesagte Schönfeldspitze besteigen. Wir sind dagegen heute fast alleine im Aufstieg und teilen uns den noch schattig-kühlen Talschluss nur mit vier anderen Wandersleuten. Über eine Schotterstraße machen wir hinter dem letzten Parkplatz schnell Meter. Der Blick schweift dabei stets auf die Felswand vor einem. Kaum vorstellbar, dass hier ein relativ unschwieriger Aufstieg möglich sein kann.
An der Talstation der Materialseilbahn trennen wir uns von der Schotterpiste. Der Weg folgt einem mitten in die Wand gemeißelten (gesprengten?) Felsband, dann wieder etwas flacherem Gelände nach oben, bis er einen kleinen Kamm erreicht.
Hier über eine seilversicherte Schotterries und dann über eine gestufte Kuppe zum Einstieg des eigentlichen (Ramseider) Steiges. Ab hier wird es zwar richtig steil und auch durchaus ausgesetzt, wirklich schwierig ist der Aufstieg jedoch nie. Der Weg ist in bester Belagerungs-Bergsteigermanier mit fast schon inflationär platzierten Stahlbetonstiegen und Stahlseilen versichert. Wirft man jedoch einen genaueren Blick auf den Fels, so merkt man schnell, dass diese Maßnahmen absolut unerlässlich sind, denn der gesamte Weg bröckelt unaufhaltsam Richtung Talboden und eine Begehung kann durch ein einziges Unwetter gänzlich unmöglich gemacht werden.
Der Spuk ist dann aber auch fast so schnell wieder vorbei, wie er begonnen hat. Der “Klettersteig”-Abschnitt ist gerade einmal 300 Meter lang und es gilt 140 Höhenmeter zu überwinden, dann steht man schon auf dem Plateau des Steinernen Meers, keine fünf Minuten von der Terasse des Riemannhaus (2177m) entfernt.
Doch die Hütte und die obligatorische Stärkung müssen noch kurz warten. Ein kleiner Gipfelsieg will ja zuvor noch erfochten werden. In einem weiten Bogen folgen die Markierungen der Geländeform nach Nordwesten. Auf der Oberkante einer vom Gletscher abgeschliffenen Felskante geht es hinüber zum Gipfelaufbau des heutigen Tagesziels. Blockig und teils auch über loses Geröll arbeitet man sich relativ unschwierig nach oben. Nur auf den letzten 50 Höhenmetern wird es etwas ausgesetzter und man muss tatsächlich ein, zwei Mal auch mit der Hand an den Fels. Nach einem letzten zu erkraxelnden Aufschwung steht man am Gipfel des 2504 Meter hohen Breithorns. Der herrliche Ausblick entlohnt einen für die Strapazen und der Gupf ist im gegensatz zur nahen Schönfeldspitze viel weniger überlaufen. Am Rückweg kann man dann noch ganz gemütlich am Riemannhaus einkehren.