Tag 1: Von Schrambach auf die Julius-Seitner-Hütte
16 km
1200 hm
Öffi (2h)
leicht
Winterliche Wegverhältnisse mit Weitwanderflair
Das 400-Einwohner-Dorf Schrambach im Bezirk Lilienfeld mag vielleicht nicht die erste Anlaufstation sein, die einem bei Berg- und Wandertouren so in den Sinn kommt. Mit etwas Fantasie und Kreativität lassen sich in den Türnitzer- und Gutensteiner Alpen aber eine Vielzahl an abwechslungsreichen Wanderungen realisieren. Auch unsere heutige Wanderung auf den Eisenstein fällt -schon alleine aufgrund ihrer Länge- sicher nicht unter die Kategorie “Modetour”. Auf diese Weise verschlägt es uns aber eben auch in abgeschiedene Gegenden, in die sogar so manche/r Einheimische/r noch nicht vorgedrungen sein mag.
Von der Bahnhaltestelle in Schrambach wandern wir auf der Bergknappengasse zur Traisen. Wir überqueren diese und stoßen sogleich auf den Weitwanderweg 04 (Voralpenweg), welcher uns entlang der Zögersbachstraße (gehsteiglos) nach Westen führt.
An der Quelle Koglbrunn überqueren wir den Zögersbach und begeben uns auf den rot-weiß-rot-markierten Ratzenecksteig. Der moderat steile Waldpfad schleicht sich unaufgeregt in südliche Richtung den Bergrücken hinauf. Fußspuren im frischen Neuschnee suchen wir dabei vergeblich, immer wieder müssen wir auch umgestürzte Bäume umrunden oder übersteigen. Alles nicht gerade Hinweise darauf, dass sich hier jedes Wochenende die Touristenmassen nach oben schrauben. Dennoch ist der Weg in diesem Abschnitt immer leicht auszumachen, meistens gibt das Gelände ohnehin den Weg vor und Markierungen finden sich gefühlt an jedem zweiten Baum.
Trotz der Ruhe und der Abgeschiedenheit und der offensichtlich schwachen Frequentierung ist das Ziel des zweieinhalb Kilometer langen und 500 Meter hohen Anstiegs definitiv alles andere als öde. Auf gut 900 Metern treten wir hinaus auf eine weitläufige Almfläche. Im Westen fällt sofort der Blick auf den Hohenstein und das dort befindliche Otto-Kandler-Haus. Im Süden reicht das überraschend weitläufige Panorama vom Schneeberg bis zum Ötscher.
Nicht ganz zu Unrecht also trägt die Hochfläche hier den klingenden Namen “Himmel”. Über einen sanften Wiesenhang steigen wir hinab zum gleichnamigen Bauernhof, der allerdings (abgesehen von einer neu montierten PV-Anlage) wenig Spuren einer aktiven Bewirtschaftung trägt. Durch die teils etwas baufälligen Wirtschaftsgebäude wandern wir weiter nach Nordwesten, verlassen den Hohlweg wenig später nach links und steigen über einen Feldweg hinauf zum Waldrand. Wir halten uns in weiterer Folge an den Kammverlauf, überwinden dabei jedoch in leichtem Auf- und Ab nur wenige Höhenmeter. Auch das Tempo leidet etwas an der engen, teils etwas diffusen Wegführung und in unserem Falle auch an den frühwinterlichen Witterungsbedingungen.
Nach einer kurzen (und knirschend kalten) Stärkung am Engleitensattel zwischen Hohenstein und Hochkogel schreiten wir schnellen Schrittes nach Westen hinüber zum Wanderweg 604A-Hohenstein weiter. Die Forststraße hinter einem Wildgatter versteckte Forststraße führt uns in einem weiten Bogen, meist leicht bergab, in Richtung unseres Tagesziels. Recht unvermittelt zweigt unser Weiterweg dann auch wieder von der Schotterpiste ab. Nur ein kleiner markierter Holzpflock weist uns hier den Weg. Durch ein weiteres Wildgatter betreten wir einen schneisenartigen Hohlweg, der uns auf den folgenden Kilometern weiter südwestwärts trägt. Am Gscheid-Sattel wird es dann noch einmal etwas abenteuerlich. Der Wanderweg verlässt abermals befestigten Untergrund und begibt sich in unwegsames Gelände. In einer langen, mühsamen und fast unwegsamen Passage traversiert der Weg einen Waldhang, macht dann einen scharfen Knick nach rechts und folgt dann mittelsteil dem Geländerücken nach oben.
Ein letzter Anstieg steht uns jetzt noch bevor, welcher uns aber kurz vor dem Ochsenspitz (1059m) mit einem herrlichen Ausblick auf die in der Abenddämmerung schimmernden Berggipfel der Umgebung belohnt. Von nun an geht es spürbar flacher dahin, was uns aufgrund der einsetzenden Dunkelheit durchaus gelegen kommt. Die Stirnlampen sind natürlich im Rucksack griffbereit, dennoch freuen wir uns nach diesem doch recht langen “Arbeitstag” auf einen entspannten Restweg. Wir überwinden ein paar letzte Höhenmeter, queren dann einen leicht abschüssigen Waldhang und finden uns dann auf einer kleinen Wiesenfläche wieder. Wir umrunden einen kleinen Rücken und sehen dann in der Ferne ein kleines Leuchten. Wenig später erkennen wir darin dann auch den Eingangsbereich der Julius-Seitner-Hütte (1185m), auf der wir bei herrlichstem Essen und warmen Getränken den Abend ausklingen lassen.
Tag 2: Vom Eisenstein nach Türnitz
7 km
0 hm
Öffi (2h)
leicht
Schnelle Beine, Schnelles Ende.
Nach einem der beeindruckendsten Frühstücke, welches ich jemals auf einer Berghütte kredenzt bekommen habe (und einem auch ganz passablen Sonnenaufgang) machen wir uns an den Abstieg nach Türnitz. Wir verlassen die Hütte nach links und begeben uns auf den Aufstiegsweg. Mit etwas Unterstützung unseres Zentralgestirns und unserer planeteneigenen Massenanziehungskraft geht dies dann auch um einiges schneller, als noch gestern Abend. Wir folgen der Beschilderung nach Süden und steigen über einen schmalen, leicht abschüssigen Waldsteig weiter ab. Wir passieren den Riesberg, an dessen Nordostflanke sich ein kleines Gedenkkreuz befindet.
Wir erreichen dann mit dem Oberhochgraser einen weiteren beeindruckenden, aber doch sehr in die Jahre gekommenen Bauernhof. Mitten hindurch durch die historischen teils sicher hunderte Jahre alten Gemäuer schmiegt sich der Wanderweg an eine Geländeterrasse. Am Ende der von Obstbäumen gesäumten Wiese geht es etwas unvermittelt wieder hinein ins Gemüse. Mittelsteil steigen wir durch lichten Bergwald nach unten. Und da wir uns schon die gesamte Tour über quasi von einem Bauernhof beziehungsweise von einer Landwirtschaftsfläche zur nächsten gehantelt haben, bleiben wir diesem Konzept auch auf diesem letzten Wegabschnitt treu. Hinter der Kalksöd machen wir uns an die letzten Negativmeter und stehen nach kurzer Zeit mitten im/am Keller, wie die Siedlung am Rande von Türnitz genannt wird. Von da an sind es nur noch wenige Minuten in den Ortskern zur Bushaltestelle Türnitz/Markt, von wo uns der Bus zurück nach Lilienfeld bringt.