Ennstalerhütte und Tamischbachturm

20. Juli 2024

Tag 1: Vom Gstatterboden auf die Ennstalerhütte

Details
Ennstalerhütte – Tag 1

7 km

900 hm

zug (3h)

leicht

Kopflüften in den zerklüfteten Gebirgszügen des Gesäuses

Das Gesäuse ist in ganz Österreich und darüber hinaus als naturbelassenes und ursprüngliches Erholungsgebiet bekannt. Nicht zuletzt der Ruf als eine der am wenigsten lichtverschmutzten Gegenden und selbstdeklariertem “Wilden Herz” des Landes lockt viele IndividualtouristInnen und Bergsportler in seine Mitte. Die Jahre des Dornröschenschlafs scheinen also zu Ende, nachdem man die öffentlichen Verbindungen in den letzten Jahrzehnten nach und nach zu Tode gespart hat, verkehren nun am Wochenende endlich wieder Direktzüge vom Wiener Westbahnhof, welche uns in nicht ganz drei Stunden in den Nationalpark verfrachten.

Wir starten unsere Reise von der Bahnhaltestelle Gstatterboden. Das beschauliche Konglomerat an Häusern direkt am Ufer der Enns hat sich einzig und allein einem Thema gewidmet, dem Nationalpark Gesäuse. Infrastruktur und Infotafeln drehen sich allesamt um das Abtauchen in die unberührte Natur der Gegend, während der Rest der Ortschaft schon fast ausgestorben ruhig wirkt. Wir durchqueren die kleine Siedlung nach Osten und steigen wenige Höhenmeter auf zur charmanten Hubertuskapelle. Kurz der Forststraße entlang, dann biegen wir auf den rotmarkierten Wanderweg nach links ab. Der Weg ist im allgemeinen sehr gut gekennzeichnet und auch beschildert. Wir folgen hier zudem auch noch dem Luchs-Trail, einem Mehrtages-Weitwanderweg, der immer auch noch einmal separat ausgeschildert wird. So ist es beinahe unmöglich sich im Aufstieg auf die Ennstalerhütte zu verlaufen.

Im Weißenbachgraben findet aber auch der bestmarkierteste Weg sein jähes Ende. Weggespült von den Wassermassen, findet der Pfad erst auf der anderen Seite der Senke seine Fortsetzung. Es folgt ein kurzer Aufschwung über einen mittelsteilen Waldhang, bevor wir wieder auf eine Forststraße treffen.

Auf der Schotterpiste passieren wir eine große Freifläche mitsamt einiger recht ansehnlicher Jagdvillen. Das ausgeschriebene Jagdliche Sperrgebiet dient dabei wohl eher dazu, den Pöbel von der betuchten Gesellschaft fernzuhalten, als ernsthafter Wildtierpflege. Bis zur Abzweigung zur Kroisenalm folgen wir stur der Straße und müssen dabei auch einige Autos erdulden, welche sich hier doch recht regemäßig den Weg nach oben bahnen. Auf rund 880 Metern Seehöhe verlässt der Weg dann die Forststraße und führt uns hinüber zur Hörantalm. Die weitläufige Weidefläche ist dabei eine willkommene Abwechslung zur Enge des bisherigen Aufstiegsweges.

Von den Almhütten bewegen wir uns nach links weiter, queren einen kleinen Bachverlauf und steigen einen licht bewachsenen Hang hinauf. An dessen oberen Ende treffen wir wieder auf die Forststraße, welche uns in wenigen Minuten zur Materialseilbahn der Ennstalerhütte führt. Kurz vor der Seilbahnhütte folgen wir dem Schild nach links hinauf und kämpfen uns mittelsteil einen ausgedehnten Berghang nach oben. Insbesondere bei Nebel bekommt man hier einen ersten Eindruck des vielleicht auch etwas mystisch-verklärten Bildes des Gesäuses. Feucht-grüne Wälder in absoluter Abgeschiedenheit, absolute unberührt vom Einfluss des Menschen. Ganz so romantisch ist es hier zwar definitiv nicht, die Wälder werden natürlich (noch) ausgiebig bewirtschaftet, auf den Zubringern zu Almen und Seilbahnen verkehren Autos und Nutzfahrzeuge und die Hänge sind durchzogen von Wanderwegen und Forststraßen. Trotzdem werden wir das Gefühl einfach nicht los, dass uns hinter der nächsten Biegung ja vielleicht doch der sagenumwobene Luchs höchstpersönlich über den Weg läuft. Am oberen Ende der “Leitn”, wie wir in Oberösterreich so schön zu sagen pflegen, wird es kurz etwas flacher. Wir kreuzen eine weitere Forststraße und begeben uns dahinter postwendend in den definitiv steilsten Abschnitt des Aufstiegs.

Steil und immer schmaler schmiegt sich der Pfad nun an die südwärts gerichteten und stark abfallenden Hänge. Im Bereich des Butterbründls folgen ein paar leicht schwindelerregende Passagen, denn rechterhand geht es stellenweise ordentlich in die Tiefe. Für nicht so höhenaffine Person durchaus eine Überwindung. Der Weg selbst bleibt dabei aber technisch immer unschwierig und auch die Hände können dabei getrost in der Hosentasche verbleiben. Nach einem kurzen Flachstück queren wir einen letzten leicht abschüssigen Hang und überwinden in kurzen Serpentinen ein letztes felsiges Steilstück.

Die nächsten paar hundert Meter geht es recht angenehm durch malerischen Bergwald. Trotz einem aus dem Nichts auftauchenden Hüttenverschlag am Weg, handelt es sich hier vielleicht um einen der ursprünglichsten Abschnitte der gesamten Wanderung. Am Ende des Flachstücks geht es kurz noch einmal bergauf. Der Weg knickt nach rechts, dann geht es noch einmal gut einhundert Höhenmeter gen Himmel. Erst wenige Meter vor dem Ende unserer (Halb-) Tagestour kommt dann auch endlich unsere Übernachtungsdestination in Sicht. Die 1543m hoch gelegene Ennstalerhütte schmiegt sich hier elegant an einen schmalen Kammabschnitt in der “Scharte” zwischen Tieflimauer und Tamischbachturm.

Bei der herrlichen Lage und der wunderbaren Verpflegung haben wir dann auch keinerlei Probleme damit, den restlichen Nachmittag auf der Hütte zu verbringen. Bei besserem Wetter würde es sich natürlich noch anbieten die nähere Umgebung weiter zu erkunden, oder doch noch einen kleinen Gipfelsieg einzustreifen. Aber wir sind zur Erholung hier, wer rein die sportliche Herausforderung sucht, der wird ohnehin auf eine Übernachtung verzichten und vom Hudeln kommen ja bekanntlich auch die Kinder und die könnte man auch nicht wirklich gebrauchen in dieser doch eher abgelegenen Lage. Und so verbringen wir einfach einen tiefenentspannten Abend garniert mit einem phänomenalen Sonnenuntergang und lassen uns dann zu etwas späterer Stunde zufrieden in unser Bett fallen.

TAG 2: Von der Ennstalerhütte über den Tamischbachturm nach Hieflau

Details
Tamischbachturm – Tag 2

11 km

500 hm

zug (3h)

leicht

Aufreibend-anstrengender Abstieg mit anregenden Aussichten.

Gleich vorweg, der Abstieg vom Tamischbachturm nach Hieflau ist alles andere als eine nette Plaisir-Wanderung. Vor allem bei feuchten Bedingungen kann der steile, 1500 Höhnmeter tiefe Direktweg zur wahren Tortur werden. Wer seine Nerven und seine Knie schonen möchte, weicht daher vielleicht besser auf den Wanderweg 642 aus. Dieser führt direkt von der Ennstalerhütte ins Tal und trifft erst am Sattel zwischen Gstatterstein und Tamischbachturm wieder auf den hier beschriebenen Weg.

 

Wir starten aber erst einmal mit einem kurzen Aufwärmprogramm. Nach einem wirklich ausgezeichneten Frühstück fällt der gut fünfhundert Meter hohe Aufstieg umso leichter. Anfangs durch ein kurzes Waldstück hinter der Hütte wandern wir gemächlich hinüber in den eigentlichen Aufstieg zum Tamischbachturm.

Immer entlang der Kammlinie hantelt sich der Weg nun nach oben Richtung Gipfel. Während es auf der einen Seite teils senkrecht nach unten geht, lockt die andere mit ausladenden Wiesenhängen eine Vielzahl an Insekten und anderen Alpenbewohnern an. Unter dem strengen Blick einer Gams steigen wir die Hänge hinauf, an deren oberen Ende wir ein gestuftes Steilstück überwinden müssen. Dahinter queren wir eigentlich nur noch nach rechts hinaus zum Gipfel des Tamischbachturms (2.035m). Die Aussicht vom Gipfel ist nichts anderes als atemberaubend. Von der kleinen Kanzel ergibt sich ein 360°-Panorama über das gesamte Gesäuse.

Wie bereits in der Einleitung bereits angekündigt, hat sich das Vergnügen damit aber so gut wie erledigt. Wir steigen Direttissima nach Süden ab und folgen dem schmalen und teilweise wirklich schlecht zu gehenden Wanderweg 648 nach unten bis zur kleinen Wetterstation. Dahinter folgt wiederum gestuftes Felsgelände, welches wir ohne große Probleme hinter uns lassen. Wir bewegen uns weiter über den teils schlecht ausmachbaren, aber kaum zu verfehlenden Wanderweg Richtung Südwesten, bis wir an die Latschen- und Baumgrenze treffen.

Es folgt das absolut bescheidenste Wegstück der gesamten Tour. Zuerst über Stock und Stein, welches uns bei feuchten Bedingungen nicht nur einmal auf dem Hosenboden zurücklässt, geht es hinein in einen extrem abschüssigen Waldabschnitt. Durch Sturmschäden und eine vermutlich daraus resultierende Wegänderung ist dieser Teil extrem schlecht markiert und auch kaum befestigt. Hier besteht bei Nässe zudem eine nicht komplett zu vernachlässigende Absturzgefahr.

Zudem führt das anspruchsvolle Gelände dazu, dass die ursprünglich recht schmeichelhaften Gehzeiten der diversen Wander-Apps schnell unter unseren Füßen dahinschmelzen. Einen gewissen Zeitpuffer sollte man dabei jedenfalls miteinberechnen. Am Ende der Strapazen führt uns unser Wanderweg auf den Sattel, auf dem sich dieser wieder mit dem Wanderweg 642 von der Ennstalerhütte vereinigt. Zudem führt hier eine viel befahrene (E-)Mountainbike-Strecke herauf. Wir lassen die surrenden Höllengefährte hinter uns und steigen stur weiter hinunter. Vorbei an riesigen Findlingen wird der Weg immer schwieriger zu finden. Gewisse Abzweigungen sind nur mit Hilfe der Karte zu finden und auch die teils völlig überwucherte Wegbeschaffenheit deutet nicht gerade auf fernöstliche Touristenmassen, sondern eher den lokalen Förster hin.

Kurz gilt es noch einen steilen Waldhang zu überwinden, der gezeichnet ist von Sturmschäden vergangener Tage. Dann schlagen wir einen gemütlicheren Weg ein. Entlang der Enns wandern wir zurück in die Zivilisation, überwinden den Fluss mithilfe einer Doppelbrücke aus Holz und begeben uns dann auf der Bundesstraße zum Bahnhof Hieflau.

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