7 km
800 hm
auto (1,75h)
mittelschwer
Wiedersehen macht Freude. Grundsätzlich unschwierige Skitour mit einfacher Kletter(steig)einlage am Gretchensteig, hinauf zu meinem ehemaligen Schaffensort am Karl-Ludwig-Haus.
Die Rax könnte man durchaus als ein kleines Skitouren-Paradoxon bezeichnen. Vor vielen Jahren noch gut erschlossen durch Skilifte auf beiden Seiten des Hochplateaus, übersäht von einer Vielzahl an Aufstiegs- und Abfahrtsvarianten, befahrbar teils bis in den Frühsommer hinein, fristet die zweithöchste Erhebung Niederösterreichs dennoch heute ein Schattendasein zwischen Schneeberg und Veitsch. Und das obwohl der Parkplatz am Preiner Gscheid oft fast überquillt vor Skitourengehern.
Das Preiner Gscheid ist im Sommer übrigens perfekt erreichbar mit dem Linienbus von Payerbach/Reichenau, im Winter fährt dieser Bus jedoch nur bis Prein/Berta Heller Straße, was den Aufstieg um ~300hm und 6km verlängert. Zudem reicht der Schnee im März schon lange nicht mehr nach Griesleiten hinunter, was eine Anreise mit dem Auto -auch zeitmäßig, letzter Bus 17:30- fast unumgänglich macht.
Auch an diesem durchaus sonnigen Donnerstag Vormittag tummelt sich also eine durchaus stattliche Ansammlung Zweibrettler am Parkplatz auf der Passhöhe. Ihre Ausrüstung schreit dabei Pallavicinirinne, doch ihr Umgang mit ebendiesem verrät mir ihr wahres Ziel: Das Waxriegelhaus. Denn tatsächlich ist die gemütliche Schutzhütte im Schatten des Predigtstuhls das präferierte Tagesziel für viele Einsteiger. Der kurze, sanfte Aufstieg über die Forststraße und die leichte Abfahrt über die ehemalige Skipiste sind sicher auch ideal geeignet, um in die Welt des Skitourengehens einzutauchen. Auf’s westliche Raxplateau verirren sich dagegen vergleichsweise wenige, und das obwohl der Schnee noch bis zum Parkplatz reicht und heute durchaus gute Bedingungen -im zeitweise fast unbefahrbaren- Karlgraben herrschen. So treffe ich auch auf meiner heutigen Tour nur eine einzige Person am Gretchensteig und zwei beim Aufstieg zum Gipfel, bei einem wohlgemerkt halb gefüllten Parkplatz am Gscheid.
Dass wir im Aufstieg über den Gretchensteig im Winter nicht gerade im Stau stehen werden ist dabei natürlich auch klar. Unser Weg führt uns weg von stark frequentierter Skipiste, Schlangenweg, Karlgraben und Co und hantelt sich, nach einer längeren Waldpassage in nordwestliche Richtung, einen gerodeten Waldhang hinauf zu den steilen Flanken und Wänden der Raxmäuern.
Direkt vom Parkplatz den Beschilderungen Reißtalersteig folgend, geht es erstaunlich gut und schneereich in den Wald hinein. Die letzten Spuren sind dem Anschein nach schon Wochen alt, die Trittspuren und -Stufen sind teils etwas mühsam zu begehen, oft lohnt es sich etwas abseits seine eigene Spur zu ziehen. Der Weg folgt mittelsteil dem Bachbett des Raxenbachs hoch, verbindet sich mit dem Zipperlingsteig und führt nach links weiter vorbei an einer im Sommer sprudelnden Quelle, die jedoch heute tief unter der Schneedecke schlummert. Weiter den Waldhang hinauf, queren wir kurz danach eine Forstraße. Danach steigen wir geradeaus weiter bis zu einer kleinen Lichtung. Hier rechts in den Wald hinauf (geradeaus geht’s zum Gasthaus Moassa!). Etwas steiler gelangen wir so zur Abzweigung kurz vor der unbewirtschafteten Reißtalerhütte (1450m).
Vor dieser führt der Sommerweg rechts den abgeholzten Bergrücken nach oben. Hier ist im Spätwinter oft Fantasie und Voraussicht bei der Routenführung gefragt. Der stark sonnenbeschienene Hang ist auch heute mehr als zur Hälfte aper. Im oberen Bereich zudem so sulzig, dass man bei jedem zweiten Schritt abschmiert. Gleichzeitig finden sich am östlichsten Teil des Rückens, in Mulden und im bewaldeten Bereich noch durchaus beachtliche Mengen Triebschnee. Bei besonnener Linienwahl sind diese wenigen Problemstellen aber in der Bewertung vernachlässigbar, auf der anderen Seite fehlt es im sonnigen Teil für eine größere Nassschneelawine an der Substanz. Im Hochwinter sind die Hänge seitlich und unterhalb des Gretchensteigs aber keinesfalls zu unteschätzen und auch wenn der Steig selbst Gretchen diesbezüglich wenig exponiert ist (anders als etwa der Reißtalersteig!), lohnt sich im Bereich der Raxmäuern auch immer ein Blick auf die mächtig überhängenden Wechten.
Der Hang hinauf zum Gretchen ist heute aber perfekt zu begehen und erscheint wenig gefährlich, Steigeisen und Pickel bleiben getrost im/am Rucksack. Denn der Schnee ist auch hier weich und griffig und es lassen sich gut die vorhandenen Tritte nutzen oder eigene Stufen ins nassfeuchte Weiß schlagen. Dem Wetterbericht Vertrauen schenkend(bewölkt/windig, -6°C), hatte ich beim Packen noch mit völlig anderen Verhältnisse gerechnet, jetzt zeigt sich die Rax aber von ihrer freundlichsten Seite.
Wir machen uns mit den Skiern am Rücken an den Aufstieg über den einfachen und gut versicherten Steig, der sich durch zwei schmale Rinnnen und einen Miniatur-Grat auf die Hochfläche zieht.
Die untere Rinne ist unchwierig und mäßig steil. Um ein Felsköpferl herum erreichen wir danahc die zweite, steilere Rinne. Sollte das Stahlseil unter dem Schnee begraben sein, ist hier aufgrund der Absturzgefahr etwas Vorsicht walten zu lassen. Zumindest am oberen Ende der Rinne liegt die Versicherung des Überstiegs jedoch fast immer frei und auch am kleinen Kamm ist das Stahlseil oft verwendbar. Nach wenigen Minuten ist die Kraxelei auch hinter uns. Den abgeblasenen und teils schneefreien Aufstieg zur Heukuppe (2007m) sparen wir uns heute und queren direkt hinüber zum Karl-Ludwig-Haus (1804m).
Nach einem ausgiebigen Aufenthalt marschieren wir hinunter zum Törl. Dort gilt es anzuschnallen. Nach zwei beherzten Schwüngen im heute erstaunlich harschigen Schnee, queren wir etwas mühsam durch die Latschen zum Schlangenweg und von dort in den Karlgraben hinein. Leider hat unser Abstecher zum LuHa etwas länger gedauert und der Südteil der Rax liegt bereits wieder im Schatten, und der Schnee hat sofort wieder angezogen. Alles in allem ist die Abfahrt aber noch ausgezeichnet, bewegt sich der Karlgraben ja oft irgendwo zwischen Skipiste und Eiskanal. Noch ein kurzer Anstandsbesuch beim Waxriegelhaus und dann wedeln wir zügig die noch gut erhaltene Skipiste hinunter, nur ganz unten schauen ein zwei mal Steine aus der Unterlage.