23 km
1100 hm
zug (1h)
mittel
Fordernder Traillauf bei echtem Kaiserwetter. Einmal quer hinüber von einem zum anderen Ende der Hohen Wand.
Die Idee zu einer Hohe Wand-Überschreitung ist ja bei Leibe keine neue. Die Bergkette ist von nahezu allen Seiten gut erreichbar, die Witterungsbedingungen sind gut vorhersehbar und die fast schon inflationär vorhandene Infrastruktur bildet ein nahezu durchgehendes Sicherheitsnetz. Auch die Entfernung (23km), der Höhenunterschied (~1100hm) und das meist recht leichte Terrain machen diesen Überläufer eher zu einer konditionellen, als einer alpinen Herausforderung. Selbst bei Wetterumschwüngen oder Verletzungen kann man hier (im Sommer) also nur schwer in gröbere Schwierigkeiten geraten und auch jederzeit schnell ins Tal absteigen.
Nachdem sich meine derzeitige körperliche Verfassung gerade nicht auf ihrem Höchststand befindet reise ich dennoch mit gemischten Gefühlen an. Auch das extrem warme Wetter macht mir etwas Sorgen. Gerade beim Berglauf entscheiden oft Kleinigkeiten über Erfolg oder Misserfolg und die rund 18 Grad plus sind definitiv keine Kleinigkeit mehr, gerade wenn es sich um den ersten Trail der Saison handelt.
Wir starten unsere Tourenbeschreibung vom Bahnhof Grünbach/Kohlenwerk. Von der Haltestelle laufen wir nach links und steigen dann gerade hoch in den Wald hinauf. Über den markierten Wanderweg glangen wir zu einer Forststraße, die uns in wenigen Minuten zu einer großen Freifläche führt. Dahinter ragt der durchaus imposanten Grünbacher Hausstein (810m) fast scho unwirklich aus der Erde heraus.
Wer die Zeit und Muße hat, nutzt die Gelegenheit um den wuchtigen Felsblock sogleich zu besteigen. In einem kleinen Durchschlupf gilt es eine Steilstufe mit guten Tritten, aber weniger guten Griffen, zu überwinden (1-). Gleich dahinter steigen wir noch die Rampe links hinauf (1-) und schon stehen wir am “Gipfel“. Beim Abklettern ist, insbesondere bei Nässe, etwas Vorsicht geboten.
Wir lassen den Hausstein hinter uns und traben auf dem Wanderweg recht steil einen Waldhang hoch und gelangen dann über einen Kammweg zum Gelände mit der gleichnamigen Schutzhütte. Nach einem kurzen Abstecher in die Bärenhöhle geht es auf der Gegenseite wieder hinunter und hinüber über die Scheimhütte am Kreuzbergsattel zum Plackles. Vor dem unschönen Höchstpunkt der Tour (1132m) laufen wir über eine Forststraße und auch kurz über einen Wanderweg noch einmal anregend steil nach oben. Ist die Sendeanlage des Plackles aber erst in Sicht, können wir getrost durchatmen. Mit Ausnahme des (Spoiler: recht zachen) Leitergraben geht es von nun an eigentlich nur mehr bergab.
In wenigen schnellen Schritten begeben wir uns vom Plackles hinunter zur Eicherthütte an der Großen Kanzel und durch den Wald weiter zum benachbarten Hubertushaus. Von dort etwas rutschig in den Leitergraben hinunter und auf der Gegenseite extrem steil den Waldhang wieder hoch zum Hochkogelhaus. Der Anstieg hat es definitiv noch einmal in sich, erst einmal oben angekommen hat man aber nun endgültig alle Schwierigkeiten hinter sich gelassen, für die restliche Strecke heißt es dann nur noch stur Kilometer runterradeln.
Es geht weiter über Forststraßen und Waldpfade hinüber zur Wiese vor dem Gasthof Postl, einem wahren Wasserloch für alle Paragleiter. Wir lassen uns von dem bunten Treiben aber nicht beirren und trotten weiter zum oft ebenso stark frequentierten Skywalk. Danach laufen wir immer entlang der markanten Felsabrisskante nach Nordosten.
Der nachfolgende Teil ist der wohl am wenigsten ansprechende der gesamten Überschreitung. Bis zum Kohlröserlhaus und in später Herrgottschnitzerhaus bewegen wir uns durchwegs auf Straßen oder in unmittelbarer Straßennähe und insbesondere bei schönem Wetter kann der Verkehr auf der Hohen Wand durchaus unangenehme Ausmaße annehmen.
Beim Herrgottschnitzerhaus legen wir eine kurze Rast ein. Die Hütte ist nur Do-So geöffnet, ansonsten müssen die bereits schwindenden Wasservorräte herhalten. Hinter der Hütte laufen wir den Waldweg hinunter und dann über einen langen Forststraßenplattler ins äußerst beschauliche Dreistetten. Durch den Ort hinunter und dann beim Brunnen der Straße entlang nach links. Hinter dem Heimatmuseum/Gasthaus biegen wir nach rechts ein und folgen den Markierungen nach Markt Piesting. Drei Kilometer querwaldein und dann ein paar hundert Meter über Asphalt sind es, die uns nun noch vom heutigen Tagesziel trennen. Im Ort angekommen finden wir ein paar bescheidene Lokale vor und auch einen Supermarkt, der sich nur wenige Meter vom Bahnhof entfernt befindet und uns nach dieser ausgedehnten Tour recht gelegen kommt. Der Regionalzugbefördert uns dann in 20 Minuten zurück nach Wiener Neustadt.