24 km
1550 hm
zug + bus (1,75h)
tw. versichert (a)
Wer die touristischen Trampelpfade hinter sich lässt, findet im Rax-Schneeberg-Gebiet einige der schönsten alpinen Single-Trails und Laufstrecken Ostösterreichs. Die Umrundung des Schneebergs ist dabei keine Ausnahme. Sie ist ein Projekt für ambitionierte Hobby-Läufer, die abwechslungsreiches und forderndes Terrain suchen.
Wir starten unsere Runde wie so oft vom Sessellift in Losenheim. Dieser ist quasi ganzjährig gut zu erreichen und ein idealer Ausgangspunkt für viele spannende Touren auf der Nordseite des Schneebergs. Von dort ist auch der Fadensattel schnell erreicht, der uns quasi als Ausgangspunkt für unsere Rundtour dient. Zeit zum Warmlaufen gibt es dabei nicht, der erste Abschnitt entlang der Skipiste hinauf auf den Fadensattel ist teils extrem steil und bringt nicht nur FadensteigläuferInnen ordentlich ins Schwitzen. So überwinden wir auf den ersten zwei Kilometern gleich einmal knackige 400 Höhenmeter. Über Wurzelwerk und immer wieder entlang der Skiabfahrt geht es für uns steil bergan. Dann quert der Weg nach rechts und wir erklimmen die letzten Meter bis zum Sattel über steindurchsetzte Waldwege.
Nachdem wir die Weidefläche beim Almreserlhaus erreicht haben, geht es erst einmal etwas gemütlicher zur Sache. An Edelweißhütte (1235m) und Sparbacherhütte vorbei folgen wir dem Fadenweg durch malerische Landschaft in einem Bogen nach Nordosten/Norden. Der Weg vereinigt sich später wieder mit der Forststraße vom Fadensattel und führt dahinter etwas steiler hoch zum Almgatterl.
Am Rossgrabensattel (1473m) verlässt der Weg die Forststraße und führt weiter durch lichten Bergwald in südliche Richtung. An der Abzweigung zur Heinrich-Krempel-Hütte (Bergrettungshütte) halten wir weiter nach Süden und passieren dabei einen weiteren Gedenkstein, diesmal Ferdinand Fleischer gewidmet. Über einen schmalen etwas ungemütlichen Waldpfad steigen wir hinunter zur nahen Kienthalerhütte (1380m). Kurz bevor wir diese allerdings erreichen, biegt der Pfad nach links und schlängelt sich fortan an den südlichen Hängen des Schneebergs weiter. Dabei haben wir auch einen guten Ausblick auf den direkt hinter der Kienthalerhütte aufragenden Turmstein und den darauf führenden Klettersteig. Der Weg verläuft nun durch etwas unscheinbares, aber durchaus abwechslungsreiches Gelände. Insbesondere durch die wuchernde Vegetation hat man oft das Gefühl, dass manche Steigabschnitte schon seit Jahren nicht mehr wirklich begangen wurden (was aber natürlich absolut nicht der Fall ist).
Nach der Abzweigung zur Stadelwandleiten verändert sich das Terrain dann ein weiteres mal. Es wird felsiger und unwegsamer und hinter einem unscheinbaren Eck versteckt sich dann auch die erste “Schlüsselstelle” des südlichen Grafensteigs: Über ein paar Stufen und ein überraschend ausgesetztes, aber bis auf die letzten Meter gut versichertes Band geht es hinunter in die Bockgrube. Direkt danach folgt einer der wohl anstrengendsten Teile der Schneebergumrundung. Die ohnehin schon schweren Füße sollen nun oberhalb des Salzriegels einen ansehnlichen und von weitem sichtbaren Anstieg überwinden. Das felsig-blockige Gelände bringt uns dabei zusätzlich aus dem Tritt und ein echtes hinauflaufen ist oft nicht mehr wirklich möglich.
Es folgt ein kurzes Flachstück zum Verschnaufn, dann queren wir noch einmal zwei etwas abschüßige Stellen. Zuerst über grasdurchwachsenes Gelände, dann wieder felsiger und ausgesetzter durch den Großen Saugraben hinüber. Damit haben wir aber im Großen und Ganzen die Schwierigkeiten hinter uns gelassen. Der Steig umrundet noch einen letzten Bergrücken, dann stehen wir vor den Ruinen (=dem Fundament) des alten Baumgartnerhauses. Aus meiner Zeit am Karl-Ludwig-Haus ist mir diese einst stolze Schutzhütte noch gut in Erinnerung, sie ist nämlich auf einigen der dort überall in der Hütte verteilten Portraits abgebildet.
Ab hier wird es wieder merklich touristischer. Während man im vorangegangenen Südteil der Tour oft auf keine Menschenseele trifft, sind es hier oft nur wenige Meter bis zur nächsten Wandergruppe. Und auch das nahe Pfeifen der Salamanderbahn verrät uns unsere Nähe zur noch hinter den Bäumen versteckten Salamanderbahn. Kurz vor der neu errichteten Haltestelle Baumgartner treffen wir dann auch auf den imposanten Gleisdamm der besagten Zahnradbahn. Über eine geröllige Leiten nehmen wir einen kurzen Gegenanstieg und wechseln dann über die Bahnübersetz auf die andere Seite der Gleise. An der Hinweistafel nehmen wir den unscheinbaren Pfad nach rechts und folgen dem Waldpfad Richtung Oberer Herminensteig. In wildem Auf- und Ab geht es für uns dann von einer Schotterrinne in die nächste. Am Weg zurück zum Fadensattel überqueren wir dabei unter anderem Hotel-, Breite- und Lahningries, welche wohl vor allem Steilabfahrern ein Begriff sein werden. Dazwischen gilt es wiederum die vielen Bergrücken zu überwinden, die sich weiter oben verengen und dann als Oktober-, November- oder Nandlgrat hinauf auf’s Plateau führen. Kurz vor dem Novembergrat treffen wir auf eine der wenigen verlässlichen Wasserquellen. Diese Gelegenheit sollte man jedenfalls nutzen, denn auch wenn der Weg nicht mehr weit sein mag, ist die Route über die vielen Schotterflächen sehr exponiert und die vielen Gegenanstiege noch einmal sehr kräftezehrend.
An der Ferdinand Bürklehütte kurz vorm Nandlgrat fordert uns noch ein letzter ernstzunehmender Aufschwung, quasi der Endgegner dieser Umrundung. Dahinter geht es vergleichsweise flach durch teils dichten Bergwald hinüber zum “Ausgangspunkt” am Fadensattel. Anschließend genießen wir eine (je nach Busfahrplan) mal mehr mal weniger ausgedehnte Einkehr bei der Edelweißhütte. So können wir dann ganz ohne Stress ein paar Minuten vor Eintreffen des Busses noch gemütlich die Skipiste hinuntertraben, um an der Bushaltestelle Losenheim unsere Umrundung des Schneebergs endgültig zu ihrem Ende zu bringen.