Springlessteig im Winter

03. Februar 2022

Details
Springlessteig-Winter

8 km

600 hm

zug (1h)

Klettersteig (a)

Steinbockschaun am Springlessteig. Im Winter eine einsame, aber durchaus anregende Halbtagestour über die Hohe Wand. Der Springlessteig ist im Sommer ein besserer Wandersteig, bei Schneelage sollte er aber dennoch nur bei guten Bedingungen und ausreichend Erfahrung begangen werden.

Starker Wind und Schneetreiben haben die gesamte Woche eine Bergtour nahezu unmöglich gemacht. Nach dem Lernstress und den Wettereskapaden der letzten Wochen hieß es für mich ohnehin etwas kleinere Brötchen backen. Umso motivierter bin ich, als am Donnerstag das (Un)Wetter dann doch etwas beruhigt. Ich beschließe also spontan zu einer kleineren Tour aufzubrechen, um dem Großstadttroubel ein wenig zu entfliehen. Und wo gelänge dies besser als auf der winterlich angezuckerten Hohen Wand. Meist sehr sichere Verhälltnisse bei guter Erreichbarkeit und Anbindung an die Öffis, gepaart mit einer Vielzahl an, durchaus als rassig zu bezeichnenden, Steilanstiegen, die man dieser Gebirgskette im Mini-Format so vielleicht gar nicht zugetraut hätte.

 

Los geht’s an der Haltestelle Unterhöflein. Stündlich hält hier der Zug von und nach Puchberg/Schneeberg. Recht viel mehr gibt’s dazu tatsächlich auch nicht zu sagen, der kaum erkennbare Bahnsteig samt traurigem Wartehäuschen versprüht soviel Charme und Eleganz, dass es sämtlichen VertreterInnen des Brutalismus Freudentränen in die Augen treibt. In Kombination mit der Haltestelle Grünbach, von der ich auch heute meine Rückreise antreten werde, ergeben sich allerdings unzählige Kombinationsmöglichkeiten für Touren über den Ausflugsberg schlechthin der Wienerinnen und Wiener.

 

Das Tagesziel hat man dabei schon vom Zug aus im Blickfeld. Bevor dieses jedoch wirklich erklommen werden kann, müssen wir zuerst noch die Ortschaften Unter- und Oberhöflein durchqueren. Im Endeffekt ist der Springlessteig von der ersten Kreuzung nach dem Bahnhof weg immer gut ausgeschildert und der Steig selbst perfekt markiert. Somit folgen wir recht stur den Schildern mit Hubertushaus/Springlessteig durch die beiden Ortschaften der Wand entgegen.

 

Vom Bahnhof also bei erster Gelegenheit rechts durch die Wohnhäuser, bis wir die Hauptstraße erreichen. An dieser rechts und wieder links die (scheinbare) Sackgasse hinauf. Direkt bevor wir in der Einfahrt eines EInfamilienhauses landen, biegen wir nach rechts in den unscheinbaren Erlebnisweg ein. Über einige Wiesen und durch zwei Gatter hindurch errecihen wir wieder die Hauptstraße. In Oberhöflein steigen wir dann der mittleren der drei Straßen (Bergstraße) entlang steil hinauf.

 

Noch lässt sich über die Bedingungen am Steig selbst wenig erkennen, der Berg scheint für Februar doch sehr grün und aper zu sein, im Tal liegt kaum genug Schnee für eine Schneeballschlacht ohne 70-prozentige Streuguteinlage. In den höheren Lagen und am Plateau kann man aber doch auch beträchtliche Schneemengen ausmachen.

 

Am Ende der Bergstraße gehen wir nach rechts und gleich wieder nach links auf einer Forststraße in den Wald hinein. Diese verläuft in einem weiten Bogen zuerst nach Osten, dann nach Nord/Nordwest. Es wird steiler, die Forststraße verläuft sich und wird zu einem steindurchsetzten Waldpfad.

Der Weg kreuzt einige Forststraßen und Schleichwege und trifft auf gut 800 Metern Seehöhe auf den Wandfußsteig (blau). Diese Liaison währt aber nur kurz, wir fühlen uns zu Höherem berufen und lassen diesen dauerblauen Quergänger links liegen. In weichem, aber kompakten und nur wenige Zentimeter tiefem Schnee geht es flott bergauf. Ohnehin hat man auf der Hohen Wand nie das Gefühl, dass höhenmetertechnisch einmal nichts weitergeht. Der gesamte Anstieg vom Bahnhof auf das Plateau beträgt kaum je mehr als 500-600hm und wenn man am tatsächlichen Einstieg eines Steiges steht, hat man davon meist schon mehr als die Hälfte hinter sich. Zudem sind die Aufstiege zumeist sehr steil und ohne unnötige Abstecher oder Flachstücke sehr ergebnisorientiert. Auch der Springlessteig schlängelt sich im Zick-Zack zielstrebig den Bergrücken nach oben. Eine erste Felsstufe überwinden wir mit einem (meines Erachtens absolut deplazierten) Stangen-Geländer. Nach einem netten Bankerl beginnen die ersten stahlseilversicherten Stellen. Im Sommer mögen diese etwas übertrieben wirken, im Winter ist man aber ganz froh, sich an der einen oder anderen Querung anhalten zu können. Denn unter der dünnen, nassen Schneeschicht verstecken sich oft sehr glatte Platten und Wurzeln, die einem durchaus zum Verhängnis werden können.

Wenig später beginnen die ersten richtigen Stahlseilversicherungen. Unschwierig umgehen wir ein Eck und queren einen abschüssigen Hang, ehe wir  an einer kleinen Leiter angelangen, welche einen massiven Felsblock überwindet. Über ein schmales Felsband führt uns der Weg dann quasi zur Roten Ausstiegswand. Die Leiter ist keine drei Meter hoch und schnell überwunden.

 

Kurz vor dem Ausstieg aber dann doch noch eine Zeitverzögerung. Ein junger Steinbock (Steinböckin?) baut sich am Weg auf. Die ursprünglich aus dem Naturpark entflohenen Paarhufer sind zum Glück sehr handzahm und die Angst der Kollege könnte mich vom Steig räumen verfliegt recht schnell.

 

Über uns erhebt sich die imposante rot-braune Hochfallwand. An der Stahlseilversicherung hanteln wir uns weiter nach oben. Eine Felsplatte überwinden wir mithilfe zweier Trittklammern und schon stapfen wir im Tiefschnee hinüber zum versicherten Ausstiegsband. Hier müssen wir noch einmal alle Konzentration aufbringen.  Ist das Stahlseil nämlich unter dem Schnee begraben, herrscht hier absolut Absturzgefahr.  Die paar Meter hinauf zum Wanderweg sind aufgrund der Schneelage und dem abschüssigen Terrain daher oft heikler als der gesamte restliche Steig. Mit zwei, drei bewusst gesetzten Schritten passieren wir auch diese Stelle und stehen alsdann quasi an der Türschwelle des Hubertushaus (946m).

In teils knietiefem Schnee arbeiten wir uns weiter Richtung Große Kanzel und Eicherthütte (1052m) vor. Teils über den Wanderweg/teils trügerischen Hufspuren folgend, erreichen wir diese rund zwanzig Minuten später.


An der Hütte angelangt stellt sich zwar der Hunger (und eventuell auch ein bisschen der Durst nach einem Gipfelbier) ein, der Blick auf die Uhr gemahnt aber zum Aufbruch. Der Zug fährt in 17 Minuten und trotz den durchaus angenehmen Witterungsbedingungen gibt es spannendere (und wärmere) Dinge zu tun, als eine Stunde am Bahnsteig totzuschlagen.

 

Wir passieren die Hütte nach Westen und steigen dann mäßig steil zurück ins Tal. Mit einem beherzten Grafenbergweg-Downhill gelangen wir dann auch recht schnell zu besagter Bahnhaltestelle in Grünbach.

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